Äußerlich gibt sich dieser Trabant 601 S betont dezent doch unter der Plastikkarosserie ist er alles andere als Serie. - Foto: Autoforum.cz
Ich bin ein großer Fan von Autos die äußerlich absolut unscheinbar aussehen es aber Faustdick unter der Haube haben und bei denen man sich immer wieder fragt, wie ist das überhaupt möglich. Zu dieser Gattung von Autos gehören zum Beispiel der Skoda Yeti RS oder aber auch dieser 3L Lupo, der doch tatsächlich einen 4,2-Liter großer V8 aus einem Audi A8 transplantiert bekam. Ein eben solches Fahrzeug ist auch dieser Trabant 601 S. 601 S ist dabei allerdings nicht ganz richtig, denn dieser Trabant rollte einst als eines der allerletzten Fahrzeuge überhaupt in Zwickau vom Band. Wer mit der Geschichte des Trabants etwas vertraut ist, dürfte daher wissen, das in der Zeit von 1990 bis 1991 der Trabant 1.1 bei der Sachsenring Automobilwerke GmbH rollte. Dieser wurde nicht mehr vom bekannten Zweitakter mit 594,5 cm³ Hubraum und einer Leistung von 26 PS und 54 Nm Drehmoment angetrieben, sondern von einem 1,1-Liter-Viertaktmotor, der auch im VW Polo verbaut wurde. Die Leistung betrug damals 40 PS weit weg von dem, was die "Rennpappe" heute leistet.
Leistungsdiagramm des Trabant Turbo Quattro. - Foto: Autoforum.cz
Heute stehen laut Leitungsdiagramm gewaltige 270 PS und fast noch unglaublicher 369 Nm Drehmoment auf der Habenseite. Natürlich hat dessen Besitzer Arek diese Leistung nicht aus dem einstigen 1,1-Liter-Motor herausgekitzelt, sondern einen Motor einer Fremdmarke verbaut. Dabei blieb der Pole der Geschichte treu und verbaute wie einst die Sachsenring Automobilwerke GmbH einen Motor aus dem Volkswagen Konzern. Nach zahlreichen Experimenten mit verschiedenen Motoren mit 1,3-, 1,8- und 2,0-Liter Hubraum (allesamt Volkswagen-Motoren) entschied sich dieser letztendlich sich für einen 1,8-Liter-Vierzylinder aus dem TT - ein Motor dem nachgesagt wird, das er sehr robust, langlebig und sich leicht und standfest tunen lässt. Zudem wurde ein größerer K04 Turbolader und größere Einspritzdüsen verbaut, sowie die Einlass- und Auslassventile modifiziert und die Motorsteuerung geändert.
Vorher sah er unter anderem so aus. - Foto: Autoforum.cz
Das der TT dabei wohl nicht nur als Motorenspender diente, wird klar, wenn man sich die weiteren Modifikationen an diesem "Sachsenporsche" ansieht. Neben dem Motor fand auch das manuelle 6-Gang-Schaltgetriebe wie auch der quattro Allradantrieb seinen Weg in den Trabi.
Der Umbau dauerte rund ein halbes Jahr. - Foto: Autoforum.cz
Was sich hier so leicht liest bedarf in der Realität einiges an Know-How um dieses Projekt auch tatsächlich umzusetzen. Laut Arek ist der Trabi seit 14 Jahren in seinem Besitz und wurde stetig Stück für Stück umgebaut. Das ehrgeizige Ziel: den 1,8 20V aus dem TT in die "Pappe" zu quetschen dürfte aber mit Sicherheit die größte Herausforderung gewesen sein. Damit begann er im letzten Quartal des vergangenen Jahres. Zusammen mit den Radlaufverbreiterungen, dem Einbau einer neuen Abgasanlage, diversen Versteifungen, einem neuen Fahrwerk und einer neuen Bremsanlage mit 312 mm großen Scheiben vorn und 256 mm großen hinten, konnte im Sommer das Projekt letztendlich fertiggestellt werden.
Nach dem Umbau sieht er nun so aus. - Foto: Autoforum.cz
Später folgten eine neue und sehr ansehnliche Außenlackierung und eine optische Aufwertung des Innenraums durch Teile von der US-Version des Audi TT und neuen Schalensitze von Bimarco.
Die "Rennpappe" ist schnell, sehr schnell: 0-100 km/h: 4,5 Sekunden; 0-200 km/h: 15,5 Sekunden. - Foto: Autoforum.cz
Der Trabant "601 S" durchlief aber nicht nur einer optischen und technischen Kur, er wurde auch sicherer. Mit an Bord sind jetzt neben Allradantrieb auch ABS und ESP. Diese elektronischen Helferlein dürfte der "Duroplastbomber" auch bitter nötig haben, denn dieser braucht nun nicht mehr eine gefühlte Ewigkeit und jede Menge Rückenwind um aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen, sondern absolviert diese Distanz nun in 4,5 Sekunden! Von 0-200 km/h dauert es 15,5 Sekunden und in der Spitze sind bis zu ... möglich. Wie schnell die "Pappe" nun maximal ist, weiß keiner. Arek sagt mit einem lächeln: "mehr als 200 km/h aber ab hier fängt er an zu schlingern." So oder so, dieser Trabi ist etwas ganz besonders und steht auch optisch extrem gut da. Gern mehr davon!
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